Das Wunder des Heiligen Feuers
von Jerusalem

Über das orthodoxe Feuerwunder in der Grabeskirche
Die Grabeskirche selbst ist ein rätselhafter Ort. Theologen, Historiker und Archäologen nehmen an,
dass die Kirche sowohl Golgatha, den kleinen Hügel, auf dem Jesus Christus gekreuzigt wurde,
als auch das «neue Grab», nahe bei Golgatha, wo sein Leichnam, wie in den Evangelien beschrieben,
bestattet wurde, enthält. Die Christen glauben, dass er genau an diesem Ort von den Toten auferstanden ist.
Das Licht ist «das Heilige Feuer» und breitet sich zu allen Menschen, die sich in der Kirche aufhalten, aus.
Die Zeremonie um «Das Wunder des Heiligen Feuers» ist wohl die alteste, unverändert praktizierte christliche Zeremonie in der Welt. Seit dem vierten Jahrhundert bis zum heutigen Tage berichten verschiedenste Quellen
von seiner Ehrfurcht einflössenden Kraft. Aus diesen Quellen geht hervor, dass das Wunder
durch die Jahrhunderte immer am selben Ort, dem selben Feiertag und im selben liturgischen Rahmen
gefeiert wurde. Seitdem Konstantin der Grosse in der Mitte des vierten Jahrhunderts die heilige Grabeskirche
errichten liess, wurde sie viele Male zerstört. Die Kreuzfahrer bauten die Kirche, wie wir sie heute sehen können.
Um Jesu Grab wurde eine kleine Kapelle mit zwei Räumen errichtet – ein kleiner Raum vor dem Grab
und der Grabraum selber, in den nicht mehr als fünf Leute passen.
Diese Kapelle ist der Mittelpunkt der wunderbaren Ereignisse. An keinem anderen Tag
ist die heilige Grabeskirche so gefüllt, wie am Ostersamstag. Wer in die Kirche eintreten möchte,
muss mit bis zu sechs Stunden Wartezeit rechnen. Wegen des grossen Andrangs,
schaffen es jedes Jahr mehrere hundert Menschen überhaupt nicht bis in die Kirche.
Pilger von allen Enden der Erde kommen, die Mehrheit aus Griechenland, in den letzten Jahren
ein zunehmender Anteil aus Russland und den ehemaligen Ostblockländern.
Um dem Grab so nah wie möglich zu sein, kampieren Pilger in Erwartung des Wunders um die Grabeskapelle
schon ab dem Nachmittag des Karfreitags. Das Wunder ereignet sich um 14.00 Uhr,
aber bereits gegen 11.00 Uhr ist die Kirche wie ein siedender Kessel.

Die Evangelien berichten von Römern, die das Grab Jesu versiegelten, so dass seine Jünger den Leichnam
nicht stehlen konnten, um nachher zu behaupten, er wäre auferstanden. Genauso versiegeln heute
die israelischen Autoritäten das Grab mit Wachs. Vor dem versiegeln der Tür ist es üblich,
dass sie das Grab nach versteckten Feuerquellen durchsuchen, die das Wunder durch Betrug
ermöglichen würden. Genau wie damals die Römer garantierten, dass es nach dem Tode Jesu
keine Manipulationen gab, garantieren heute die israelischen Vertreter, dass nicht betrogen wird.

Das Zeugnis des Patriarchen
Nachdem das Grab überprüft und versiegelt wurde, singt die ganze Kirche das Kyrie Eleison (Herr, erbarme Dich).
Um 13.45 Uhr betritt der Patriarch die Szenerie. An der Spitze einer grossen Prozession
umkreist er das Grab dreimal, wonach er seiner liturgischen Kleider entledigt wird, bis auf ein weisses Gewand,
das er als ein Zeichen von Demut vor der grossen Kraft Gottes trägt, die er nun erfahren wird.
Alle Lampen sind bereits in der vorherigen Nacht gelöscht worden und nun verlöschen alle übrigen
künstlichen Lichtquellen, so dass ein Grossteil der Kirche in Dunkelheit gehüllt ist.
Mit zwei grossen Kerzen betritt der Patriarch die Grabeskapelle – zuerst den kleinen Raum vor dem Grab
und dann das Grab selber. Es ist unmöglich, die Ereignisse im Grab zu verfolgen, deshalb der Autor
den Patriarchen von Jerusalem, Diodorus, über das Geschehen dort befragt:
«Eure Seligkeit, was passiert, wenn ihr die Heilige Grabeskapelle betretet?»
«Ich betrete das Grab und knie in heiliger Furcht vor dem Platz nieder, auf den Jesus
nach seinem Tode gebettet wurde und von dem er von den Toten wieder auferstanden ist.
In der Heiligen Grabeskapelle selber zu beten, ist für mich immer ein sehr heiliger Moment an einem
sehr heiligen Ort. Von hier aus ist Er in Herrlichkeit auferstanden, und von hier aus hat er sein Licht
in alle Welt verbreitet.

Das Blaue Licht
«Ich suche meinen Weg bis in den Grabraum in der Dunkelheit und falle auf die Knie.
Hier spreche ich bestimmte Gebete, die uns durch Jahrtausende überliefert wurden und warte dann.
Manchmal warte ich ein paar Minuten, aber meistens passiert das Wunder gleich nachdem ich gebetet habe.
Aus dem Innern des Steins, auf dem Jesus aufgebahrt wurde, entweicht ein unbeschreibbares Licht.
Normalerweise hat es eine blaue Nuance, aber die Farbe kann sich ändern und kann viele Töne annehmen.
Man kann es mit menschlichen Worten nicht beschreiben. Das Licht steigt aus dem Stein empor,
sowie Nebel aus einem See. Es sieht fast so aus, als ob der Stein von einer Wolke umgeben ist,
aber es ist Licht. Das Licht verhält sich jedes Jahr unterschiedlich, manchmal bedeckt es nur den Stein,
ein andermal leuchtet der ganze Grabraum, so dass die Menschen, die in der Kirche warten,
das Grab von Licht erfüllt sehen. Das Licht brennt nicht – ich habe mir in den 16 Jahren,
in denen ich nun Patriarch von Jerusalem bin und das heilige Licht empfange, noch nie den Bart verbrannt.
Das Licht hat eine andere Konsistenz als das Feuer, das in den Öllampen brennt.»
«An einem bestimmten Punkt steigt das Licht empor und bildet eine Säule,
in der das Feuer sich anders verhält, so dass ich meine Kerzen anzünden kann.
Nachdem ich das Feuer empfangen habe, gehe ich nach draussen und gebe das Feuer
zuerst dem armenischen und dann dem koptischen Patriarchen und dann allen Menschen,
die sich in der Kirche befinden.»

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